In der Regel gilt in Deutschland jedes Handwerk als genehmigungspflichtig. Nicht jeder darf die Autos anderer Leute reparieren, Wände anstreichen oder Haare schneiden. Diese und ca. 400 weitere handwerkliche Tätigkeiten erfordern einerseits eine langjährige Berufsausbildung mit Meisterprüfung und zum anderen die Eintragung des selbstständig arbeitenden Handwerksmeisters in die Handwerksrolle. Eine Ausnahme bieten die Hundehaare, denn die darf bislang noch jeder schneiden.
Den Beruf des Hundefriseurs gibt es schon seit über 100 Jahren. Heute nennen sich Hundefriseure meist „Groomer“, denn „to groom“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „pflegen“. Und tatsächlich schneiden Hundefriseure nicht nur Haare. Sie leisten mehr! Sie scheren (z. B. Pudel), sie trimmen (z. B. Terrier), sie strippen (z. B. Spaniel), sie kürzen aber auch die Krallen, kontrollieren den allgemein Zustand des Hundes sowie die Ohren, Augen und Gebiss auf Verletzungen und Infektionen und behandeln diese gleich mit. Im Winter werden die Pfoten besonders intensiv gepflegt, z. B. mit Hirschtalg oder Vaseline eingerieben und so gegen Salz geschützt.
Pflege muss sein – auch beim Hund
Für viele lang- und rauhaarige Rassen ist das Schneiden bzw. Trimmen des Fells nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch eine notwendige Prozedur, denn die Fellstruktur verbessert sich nur durch regelmäßige Pflege, und die muss, je nach Hunderasse, alle 10–12 Wochen erfolgen. Manche Hundebesitzer lassen dem Hundefriseur bei der Schur vollste kreative Freiheit, andere wünschen einen Haarschnitt gemäß Rassebestimmungen. Am Ende muss immer das Ergebnis stimmen und der Hund wieder einen gepflegten Eindruck machen.
Jeder Hund ist anders
Der Fellstruktur unterscheidet sich von Rasse zu Rasse und auch Haarschnitte sind bei Rassehunden spezifisch vorgegeben. Manches Fell muss filzen, manches vom Filz befreit werden, manches muss Rastalocken bilden, manches seidig frisiert glänzen. Es gibt als Hundefriseur also viel zu tun, aber auch viel zu wissen, sodass sich jeder, der den Beruf ausüben will, auch die nötigen Fachkenntnisse aneignen sollte.
Wie wird man Hundefriseur?
Voraussetzungen für diesen Beruf sind in erster Linie die Liebe zum Tier, ein angstfreier und sicherer Umgang mit Vierbeinern, der Wille, körperlichen und geistigen Einsatz zu leisten, zeitliche Flexibilität, freundliches und selbstbewusstes Auftreten gegenüber Mensch und Tier, aber auch ein gutes Auge und handwerkliches Geschick.
Zu den Aufgaben eines Hundefriseurs gehört die fachgerechte Fell- und Hautpflege bei Katzen und Hunden aller Größen und Rassen. Man muss also einiges an Rassekenntnissen aufbringen, um jeden Rassehund und jede Rassekatze fachgerecht frisieren zu können. Manchmal sind Hunde ängstlich und aggressiv, Katzen widerspenstig und bissig, doch auch diese Vierbeiner müssen frisiert und gepflegt werden, und insbesondere da gilt es, Fachkenntnis im Umgang mit schwierigen Tieren zu haben.
Das Wissen um Krallen-, Ohren- und Augenpflege gehört ebenfalls dazu, denn z. B. auch einen Parasitenbefall sollte der Hundefriseur erkennen und sachgemäß vorbehandeln können, bis der Tierbesitzer einen Tierarzt aufsuchen kann. Hinzu kommt die Beratung bei allen Fellpflegeproblemen und Ernährungsfragen.
Professionelle Hundepflege erfordert also fundiertes Grundwissen über Rassen und deren verschiedenartige Anforderungen, aber auch ein hohes Maß an Perfektion. Daher sollte für jeden Hundefriseur die regelmäßige Weiterbildung immer im Fokus stehen.
Beruf mit Zukunft
Laut aktueller Statistik des IVH (Industrie Heimtierverband e.V.) leben in Deutschland ca. 34 Millionen Haustiere in insgesamt 45 Millionen Haushalten. In jedem vierten Haushalt wohnt demnach ein Tier und in 20 % aller Haushalte ein Hund.
Die Dienstleistungen rund ums Tier nehmen immer mehr an Bedeutung zu, sodass dem Beruf des Hundefriseurs gute Zukunftschancen zugerechnet werden können. Will man den Beruf ergreifen, sollte man nach abgeschlossener Ausbildung seine Kundenbasis identifizieren und analysieren, um dann auch kundengerecht die bestmögliche Leistung erbringen zu können. Dabei gibt es zwei Arten eines Hunde-Pflege-Services: den festen Standort des Hundesalons und den mobilen Hundefriseursalon. Ein fester Hundesalon ermöglicht es den Kunden, ihre Tiere im Salon abzugeben und nach allen Regeln der Kunst hegen und pflegen zu lassen. Im Gegensatz dazu führt der mobile Hundefriseur die Pflege des Tieres direkt in seiner gewohnten Umgebung durch. Mit der ständig älter werdenden Bevölkerung wächst auch die Nachfrage nach mobilen Hundefriseursalons. Für die Tiere bedeutet eine Pflege zuhause oft weniger Stress und für die Kunden mehr Flexibilität, weil Wegzeiten eingespart werden. Für den mobilen Hundefriseur selbst führt eine gute Zeit- und Ortsplanung zu geringeren Fahrzeugkosten als Miete und zu mehr Reichweite, da auch Kunden ohne eigene Fahrmöglichkeiten und Kunden in weiterer Entfernung erreicht werden.
Ein Hundesalon mit festem Standort bietet dagegen mehr Gestaltungsmöglichkeiten und die Option, zusätzliche Dienstleistungen anzubieten oder mit z. B. Tierheilpraktikern, Hundetrainern etc. im eigenen Laden zusammenzuarbeiten. Außerdem kann man einen Tierfachgeschäft für Zubehör, Futter etc. in den Laden integrieren und damit den Service erweitern.
Hundefriseur in Deutschland
Es gibt in Deutschland bisher noch keine festgelegten Inhalte zur Hundefriseur- Ausbildung, wie es dies für zahlreiche andere Berufe gibt, die mit einer Abschlussprüfung bei der Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer (IHK) enden. Jeder kann sich als Hundefriseur niederlassen und muss dafür keine Qualifikation nachweisen. Zu empfehlen ist dies jedoch nicht, denn der Anspruch, den Tierbesitzer heute haben, ist hoch. Die Tätigkeit als Hundefriseur bzw. Groomer setzt lediglich eine Gewerbeanmeldung gemäß § 14 GewO voraus. Der Existenzgründer kann selbst bestimmen, ob eine Kleinunternehmerregelung (keine Umsatzsteuerpflicht) mit einem Umsatz bis 17.500 Euro als Startvariante genutzt wird, oder ob er durch erhofftes Mehreinkommen umsatzsteuerpflichtig arbeiten will.
Wer echtes Interesse am Erlernen der richtigen Techniken zum Scheren, Trimmen und Rundum-Pflege von Hunden hat, sieht sich am besten nach einem professionellen Ausbildungsplatz für Hundefriseure um. Der Ausbilder sollte dabei unbedingt ausreichend Erfahrung mit dem Handwerk des Hundefriseurs haben oder zumindest ein sehr überzeugendes Workshopkonzept aus praktischen und theoretischen Inhalten vorweisen können.
… anders wird es in England gehandhabt
Als Groomer werden in England professionelle Hunde- und Katzenpfleger bezeichnet. Der Groomer war früher in den USA ein Pferdepfleger, der sich nur um das Haarkleid des Pferdes kümmerte. Dieser Begriff wurde später international für die Hunde- und Katzenpflege übernommen.
Wie in Deutschland gibt es auch in England keine offizielle Berufsausbildung als Hundefriseur. Die meisten Groomer beginnen eine 1-jährige Ausbildung bei einem erfahrenen Groomer und lernen unter seiner Aufsicht den fachgerechten Umgang mit dem Tier. Danach arbeiten die jungen Groomer dann für 1–2 Jahre in einem Hundesalon, um die nötige praktische Erfahrung zu sammeln. Anschließend machen sie sich selbstständig.
Es gibt in England ca. 50 staatlich anerkannte Hundepflegeschulen, die ausgearbeitete Lernprogramme für Groomer anbieten. Die meisten Arbeitgeber legen jedoch größeren Wert auf ausgewiesene Erfahrungen anstelle einer formalen Ausbildung.
… ganz anders in der Schweiz
„Hundecoiffeur“ wird der Hundefriseur in der Schweiz genannt. Die Ausbildung kann als Spezialisierung im letzten Ausbildungsjahr innerhalb einer 3-jährigen Grundausbildung zum Tierpfleger EFZ (Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis in der Schweiz) in einem Hundesalon (Schwerpunktrichtung Heimtierpflege) durchgeführt werden. Anschließend kann eine Fachprüfung beim Schweizerischen Verband für Berufsbildung der Tierpflege SVBT abgelegt werden. Für Quereinsteiger mit Erfahrung im Beruf gibt es die Möglichkeit, den Lehrabschluss über eine Weiterbildung zu erwerben.
Zusammenfassung
Kenner des Handwerks aus allen Ländern kämpfen schon seit mehreren Jahren darum, diese Berufung zu einem richtigen Beruf zu machen. Denn auch in Österreich, Italien, Frankreich und Holland ist der Hundefriseur ein nicht anerkannter Beruf. Verschiedenste Verbände, gegründet von erfahrenen und internationalen Groomern aus unterschiedlichen Ländern (z. B. Berufsverband Deutscher Groomer, Berufsverband der Hundefriseure, BVdG – Bundesverband der Groomer etc.), versuchen, den Beruf des Hundefriseurs staatlich anerkennen zu lassen. Doch bislang leider ohne Erfolg.